Betrunkene Kunden sind bei uns insbesondere in den Nächten am Wochenende kein seltener Anblick. Zwar handelt es bei den meisten nur um harmlose Spinner oder widerliche Perverse, doch Vorsicht ist trotzdem immer geboten. Schließlich sind Betrunkene unberechenbar. Sie verlieren das Gleichgewicht, stolpern, stinken oder lassen sich überteurte Ladenhüter andrehen. Man sollte also in jedem Fall sehr aufmerksam sein. Zu allem Überfluss kann leider auch niemand ausschließen, dass der Teppichboden von einer Sekunde auf die andere mit fantasievollen Verzierungen aus einem hochkonzentrierten Bier-Magensäure-Mix geschmückt wird. Und da unser Chef sich bis heute weigert, uns für solche Fälle einen Sack Streugut zur Verfügung zu stellen, sondern darauf besteht, dass das Geschäft sauber gehalten wird, müssen wir Mitarbeiter ausnahmsweise beide Augen offen halten, wenn Betrunkene da sind.
So war ich dementsprechend mal wieder auf alles gefasst, als ein offensichtlich stark alkoholisierter Mann den Laden betrat und auf mich zutorkelte. Er war um die 40 und trug helle, sommerliche Kleidung, auch wenn die dichten Brusthaare, die aus dem Ausschnitt seines Shirts herausragten, eher für einen Winterausflug sprachen. Ich befand mich hinter meiner sicheren Theke, seufzte einmal schwer und drehte die Musik leiser, um das Nuscheln der traurigen Gestalt vor mir besser zu verstehen.
He… Nabend… Er schwankte stark, konnte sich aber noch aus eigener Kraft auf den Beinen halten
Guten Abend. Was darf’s sein? Kino? Bei Betrunkenen sollte man immer versuchen auf den Punkt zu kommen, sonst fangen sie an abzuschweifen und persönlich zu werden. Manchmal passiert es aber so oder so. Er lächelte und starrte mich lediglich an.
He… Nabend… sagte er erneut und streckte mir die Hand zum Gruß aus. Was soll’s, dachte ich mir. Er kam ja von draußen und nicht aus dem Kino, also gab ich ihm die Hand und schüttelte sie.
Guten Abend.
He… Ja… Kino noch frei?
Ja, Sie können noch reingehen, wenn Sie möchten.
Cool… Er holte aus seiner Hosentasche einen Bündel Geldscheine heraus, um mühselig einen passenden Schein herauszuschälen. Ich hab’s. Hier… Und während er bezahlte und ich bereits damit rechnete, dass er so schnell wie möglich ins Kino verschwindet, machte er erneut den Mund auf: Wie heißt du eigentlich? Oh je… Diese Frage wird einem erstaunlich oft gestellt und ich zumindest habe es mir angewöhnt niemals einem Kunden meinen richtigen Namen zu verraten. Und da ich nicht unhöflich sein wollte, nannte ich einfach den Namen eines Kollegen, mit welchem ich noch vor nicht allzu langer Zeit gesprochen hatte.
Äh, ich heiße Christian.
Cool… He… Das ist ein cooler Name. Gefällt mir. Und da nahm er seinen Geldbündel zur Hand und schob daraus einen Fünf-Euro-Schein in meine Richtung. Hier, für dich. Weil du so’n coolen Namen hast. Daraufhin nahm er seine Kinokarte und torkelte ins Kino hinein.
Ob ich für meinen echten Namen mehr bekommen hätte? Oder weniger? Oder sogar nichts? Egal, ich werde in Zukunft weiterhin einen falschen Namen nennen, wenn ich danach gefragt werde. Mal sehen, wieviel Geld mit Melchisedech zu holen ist…
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Arbeitest du rein zufällig im ******** **** in der ******** Straße?
@Christoph: Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht… 😛 Name und Adresse habe ich trotzdem zensiert. Wir wollen doch hier keine Werbung machen… 😉
Nun, es ist der einzige mit Kino. 😀
@Christoph: Stimmt nicht. Es gibt noch ein Kino… 😉 Aber bitte sag mir nicht, dass du Kunde bei uns bist… Selbst, wenn du es bist. Bitte sag es mir nicht 😛 Es sei denn du erkennst dich in irgendeiner Erzählung wieder. Dann hätte ich unter Umständen sogar gerne ein Autogramm von dir… 😛
Würd mich auch mal interessieren, was andere namen im Vergleich dazu bringen.
Gruß
Fulano
Ich bin 16 😀
Im Übrigen hat nur einer passende Öffnungszeiten.
Wie geil! Ich glaube das ist einer der interessantesten Berufe und der wird niemals langweilig! Was sich die Leute alles für Ausreden einfallen lassen! 😉
Ich wäre so gerne mal einen Abend mal Maus bei euch!
Gruß
Matthias
Zensur! 😀
Im einen Satz sagst Du, dass Du ihm die Hand gegeben hast, weil er ja von draußen kam, und im nächsten, dass es noch ein Kino gibt…da kann ich angesichts soviel Risikofreude nur mit dem Kopf schütteln.
@Christoph: Nur ein wenig 😛
@Hartmut: Ich lebe gefährlich 😉 Und wozu haben wir schließlich literweise Desinfektionsgel da? 😀
Also bei „Peter“ musste wahrscheinlich 5 € abgeben… *lach* oder bei Torsten…. hähä, ick hab Spass, vielleicht gibt’s sogar bei manchen Dresche…also immer schön vorsichtig, aber „Christian“ scheint ja ungefährlich zu sein…. 😀
Mal sehen, wieviel Geld mit Melchisedech zu holen ist…
Das kommt wahrscheinlich darauf an, wie viele Priester und ähnliches Volk sich in euren Laden verirren. 😉
@Dr. Borstel: Wenn du wüsstest… 😉
@ paramantus:
also ich würd mir en autogramm von dir holen…
wenn du deine Memoiren veröffentlichen solltest, ich kauf se !
… aber nur wenns ne autogrammstunde im sexkino dazu gibt 😀
Hahahaha… Geile Story. 😀
(…)Was soll’s, dachte ich mir. Er kam ja von draußen und nicht aus dem Kino, also gab ich ihm die Hand und schüttelte sie.(…)
😀
Ah, Christian.. äh ich meine Paramantus, dich gibts ja auch noch. 🙂
Die Webseite war mal beinahe down oder war es sogar. Hab dich schon fast vergessen. 😛
Medic
@Christian, ich meine Medic 😛 Kleine unfreiwillige Zwangspause. Erklärungen siehe hier: http://www.paramantus.net/?p=3447
Die Memoiren nehm ich auch 😀
Yggdrasil – nimm diesen Namen und sag mir dann, was man damit verdient….
Die Bemerkung von wegen Priester hat mich da eben neugierig gemacht…gibts da vielleicht auch ne Story aus eigenem Erleben?
Und ich warte in der Tat mal drauf, daß einer unter so ner Erzählung drunter setzt: „Hey, das war ja ich!“ XD
Schlimm, das Ganze. 😉
Na gibs zu 😉 was musstest du noch alles für die 5€ tun xDDD
@Azachael: Das überlasse ich deiner Fantasie… 😛
Völlig egal. Solange man nicht Abdullah heißt…