Lieber Karl-Theodor zu Guttenberg,
Sie waren „in“, Sie waren „out“, jetzt werden Sie anscheinend wieder „in“. Die Staatsanwaltschaft hat gestern das Plagiatsverfahren gegen Sie eingestellt.
Bald erscheint Ihr Interviewbuch „Vorerst gescheitert“. Giovanni di Lorenzo, der „Zeit“-Chefredakteur, interviewte Sie drei Tage lang. „Die Zeit“ druckt heute Auszüge.
Das Interviewbuch erzählt, wie ein Mann sich wieder aufrappelt.
Ohne Ehre lag er vor acht Monaten da. Er könnte sich der Wonne des Vergessens hingeben.
Ich mag diesen Typen, der wieder aufsteht.
Herzlichst
F. J. Wagner
Lieber F.J. Wagner,
Danke für die Blumen. Ich mag Sie übrigens auch. Ich mag diesen Typen mit dem schiefen Lächeln, der immer zu mir gehalten hat (nicht so wie Seehofer, der Specksack). Doch ich muss Ihnen widersprechen: „Out“ war ich noch nie, mein lieber Herr Wagner. Die Menschen lieben mich, sie haben mich immer geliebt und sie werden mich immer lieben. Einige glauben sogar, ich könnte über Wasser gehen. Da frage ich mich doch: Woher wissen die das? Kleiner Scherz. Ich hätte aber wahrscheinlich auch jemanden umbringen können und die Menschen hätten mich weiterhin geliebt – nein, vergöttert. Oder zumindest eine Facebook-Fanseite so manipuliert, dass man es denken könnte.
Sie, mein lieber Wagner, können das natürlich nachvollziehen, immerhin haben wir beide etwas gemeinsam. Ihre Fans sind gleichzeitig auch meine Fans. Umgekehrt trifft das zwar nicht hundertprozentig zu, da meine Fans natürlich insgesamt zahlreicher sind, doch Sie verstehen sicherlich, was ich sagen möchte.
Dass die Staatsanwaltschaft das Plagiatsverfahren eingestellt hat, ist erfreulich, aber selbstverständlich zu erwarten gewesen. Die eigentliche Überraschung dabei ist ja, dass mich das Ganze nur 20.000 Euro gekostet hat. Ich hatte mit mindestens 100.000 gerechnet. Ein Glück, dass die deutsche Kinderkrebshilfe so verzweifelt und die Justiz prominenten Menschen gegenüber so entgegenkommend ist.
Das Buch wird übrigens einschlagen wie eine Bombe. Wer möchte schließlich nicht nachlesen, wie sehr ich unter den Plagiatsvorwürfen gelitten habe? Auch wenn meine Kritiker, diese missgünstigen Neider, enttäuscht sein werden: Ich gebe nämlich auch im Interviewbuch nicht zu, die Möglichkeit eines Plagiats zumindest wissentlich in Kauf genommen zu haben. Wobei ich auf der anderen Seite gestehen muss, dass ich mir durchaus keiner Schuld bewusst bin.
Sicher, ich habe den einen oder anderen Fehler machen lassen, aber was das angeht, müssen die Menschen schon auf mein nächstes Buch warten. Sie, Herr Wagner, bekommen aber natürlich einen handsignierten Vordruck.
Herzlichst,
Karl-Theodor zu Guttenberg
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Welch ein Canossagang! 😉
Endlich spricht der Mann mal Klartext 😉
JaJa, der Gutti ^^ Ein wirklich netter Typ.
…so sprach seine Eminenz, der unfehlbare Meister zu Guttenberg. Und die Menschen frohlockten.
Um künftig noch authentischer Guttenberg-Briefe zu guttenbergen, sollte man sich angewöhnen, in der dritten Person zu sprechen.
Wenn man das macht wie ein Lothar Matthäus („Ein Lothar Matthäus braucht keine Dritte Person, er kommt sehr gut allein zurecht.“), klingt das schon ein bisschen fränkisch, aber auch etwas schizophren.
Wahrer altfränkischer Adel spricht aber niemals seinen Namen aus, ein von und zu Guttenberg hat das nicht nötig. Man weiß ja, wer man ist: >>ZEIT: Welche Fragen sind es denn, die Ihnen die Wohlmeinenden stellen?
Guttenberg: Es ist vor allem die Frage, wie es bei
jemandem, dessen politische Arbeit man sehr geschätzt hat, zu einer so unglaublichen Dummheit wie dieser Doktorarbeit kommen konnte. […] Das ist in dieser sehr hektischen Zeit damals auch ein Stück weit untergegangen. Ebenso, wie man sich damals bereits entschuldigt hat. […] Wenn man am Ende sagt, man möchte eine Arbeit als großes Ganzes abliefern, und man hat über die Jahre unterschiedlichste Fragmente zusammengestellt, dann geht man da zum Schluss eben noch mal sprachlich drüber, wie über einen Aufsatz. […]
ZEIT: Warum können Sie, acht Monate danach,
nicht einfach sagen: Ich habe abgeschrieben?
Guttenberg: Ich sage es doch. Es ist nur eine Frage, wie man das sagt. Weil es ein Unterschied ist, ob man das absichtlich macht oder ob das Abschreiben das fatale Ergebnis einer chaotischen und ungeordneten Arbeitsweise ist. […] Es ist doch völlig normal im politischen Geschäft, dass man auf Parteitagen, an denen man nicht teilnimmt, nicht die Reaktionen auslöst, die man vielleicht bei anderer Gelegenheit erfahren hat.<<
Man spricht übrigens auch niemanden persönlich an, dann würde man ja mit jemandem reden, nicht über jemanden. Auch so kann man jemandem sehr gut vermitteln, was man zu tun und zu lassen hat, ohne in einen preußischen Befehlston zu verfallen. Man hat da so seine Erfahrungen.
@Erbloggtes: Guttenberg und Wagner sind allerdings dicke Kumpels. Da weht nun mal ein anderer Ton.
Danke aber für die Interview-Zitate. Wir hatten das Buch selbst schon in der Hand und wussten nicht, ob wir wirklich lachen sollten… 😉
Ich geb dem Gutti 8* Jahre, dann ist er Bundeskanzler …
* = Bitte nicht eher, vorher kann ich mir net leisten, auszuwandern 🙁
In dem Antwortschreiben fehlt mindestens dreimal ein „Gottgleich“.
Sympathischer Kerl, dieser Guttenberg ^^