Zur Einstimmung ein kleines Brainstorming: Welcher ist der schlimmste Geruch, den es gibt?
Ein überfülltes Dixi-Klo? Faule Eier? Verwester Fisch? Erbrochenes? Erbrochenes, bestehend aus faulen Eiern und verwestem Fisch? Parfum von Hugo Boss?
Wer mit einer großen Vorstellungskraft verflucht ist und jetzt ein wenig angewidert ist, der darf dieses lustig kribbelnde Gefühl von sich ausbreitendem Ekel gerne beibehalten, um sich besser in meine Lage versetzen zu können:
Der Kunde, der an diesem Tag hereinkommt, sieht auf den ersten Blick – wie meistens – sehr unspektakulär aus. Ungefähr mittleres Alter, leicht übergewichtig, kurze Haare, Brille und legere Kleidung. Auf den zweiten Blick jedoch, fallen mir drei Dinge auf: Erstens, er wirkt nicht gerade wie jemand, mit dem man lange Scrabble spielen könnte. Sein ständig offener Mund, die leeren Augen und schließlich seine fast abwesende Aussprache, als er mich begrüßt, deuten eher darauf hin, dass ich es hier mit keinem Genie zu tun habe. Zweitens, er stinkt. Drittens, er stinkt.
Die Note, die von ihm ausgeht, ist eine gruselige Mischung aus Schweiß, beissendem Katzenurin und ranziger Milch. Ich habe noch nie zuvor etwas widerwärtigeres gerochen. Dass diese Pest-Wolke, die er stolz mit sich herumführt, nichts verätzt, wenn sie etwas berührt, ist auch schon alles. Allerdings mache ich mir Sorgen um meine Lungen. Wahrscheinlich hatte sie in drei Atemzügen mehr Schaden genommen als in zwanzig Jahren Kettenrauchen.
Soll ich ihn darauf ansprechen? Ihn vielleicht mit unserem Raumspray einsprühen? Oder ihm lieber die ganze Spraydose rektal einführen und dann kräftig in den Hintern treten? Solche Fantasien lenken relativ gut von meinem unbewussten Vorhaben mich spontan zu übergeben ab, doch lange überlebe ich das nicht. Also warte ich, bis der Kunde an mir vorbeigezogen ist, damit ich daraufhin eine halbe Dose frischen Apfelduft in die Luft sprühen kann.
Dummerweise fühlt sich der Kunde durch meine Aktion aufgefordert zu mir herüberzukommen und nachzufragen, was ich da mache. Wunderbar! Kollabiert da gerade ein Lungenflügel? Ich halte es nicht mehr aus:
Sie stinken! Jetzt ist es raus! Tut mir Leid, dass ich das sagen muss, aber merken Sie das nicht? Um Himmels Willen! Man könnte meinen ich wäre leicht gereizt, doch tief in meinem Inneren herrscht nur bebendes Entsetzen. Und wie reagiert der Kunde? Zunächst gar nicht. Er starrt mich lediglich an und stinkt weiter vor sich hin. Bis er nach ein paar wenigen Augenblicken einfach den Laden verlässt.
Danke!
Schon beim lesen musste ich meine Würgereflex unter Kontrolle halten. Ich konnte diesen Gestank förmlich riechen. In solchen Fällen hilft wahrscheinlich nur noch Batteriesäure und Paral für die Achseln. Schönes Weekend!
Musst du dies alles sogenau beschreiben???
aber du warst wenigstens ehrlich.. aber dass sind doch die potenzielen Kunden der Sexshops??
@crossworld: Nicht, dass ein falsches Bild entsteht: Solche Extremkunden sind wirklich nicht an der Tagesordnung. Sie kommen höchstens einmal die Woche vor, hehe, wobei dieses Exemplar in diesem Beitrag bis jetzt unübertroffen bleit… 😛
Oh, ist das fies? Ich konnte mir den Gestank fast näslich vorstellen und hab jetzt erstmal das zweite Fenster aufgemacht.
Ich finds klasse, dass du den Stinker darauf angesprochen hast.
Obwohl: vielleicht hatte dieser ja eine Wette verloren?
FBI-Creme, welche den Geruch neutralisiert und bei Obduktionen eingesetzt wird, unter die Nase und gut.
Manche Menschen merken es nicht, wenn sie selbst stinken. Da ist es immer gut, dass es Mutige gibt, die sie darauf aufmerksam machen… gut gemacht, Para.
> FBI-Creme, welche den Geruch neutralisiert
Das ist einfach Wick Vaporub. Funktioniert ganz gut, wenn man sich drauf konzentriert. Machen aber die wenigsten Kollegen.
Ich gehe dann mal brechen…..
Also ich bin auch immer für Ehrlichkeit und finds klasse, daß Du ihm das gesagt hast. Allerdings bei der Beschreibung seiner scheinbar unter einer Parkuhr vorhandenen Intelligenz .. hat ers wohl schon beim Überschreiten der Türschwelle vergessen 😉 Wahrscheinlich grübelt er nun zu Hause darüber nach, daß er doch eigentlich irgendwas besorgen wollte und nun doch mit leeren Händen da sitzt 😉
da ich starken kundenverkehr habe, kenne ich alle möglichen und unmöglichen geruchsvarianten zu genüge – ich halte dann die luft an und atme nur beim sprechen aus, und versuche unauffällig die tränen wegzuwischen, die kommen weil der gestank so beissend ist, wenn der stinker dann weg is, hänge ich mich aus dem fenster und atme …
Im Herbst und Winter arbeite ich bisweilen als Garderobiere. Die „Düfte“, die hin und wieder den Mänteln und Jacken entfleuchen, welche mir zur Aufbewahrung überreicht werden, kann man ebenfalls als exorbitant und schier atemberaubend bezeichen.
Liebe Grüße, wünsche dir ein gutes, schönes, von Wohlgerüchen erfülltes Wochenende.
*kotz*
Ich musste gleich erstmal duschen gehen. Der Gestank hat sich irgendwie an mir festgesetzt, bäääh!
Kann sein, dass der neulich in der Bahn von Wiesbaden nach Frankfurt saß. Am einen Ende des Wagens ER, am anderen alle Anderen, mit blau-grünen Gesichtern.
E-kel-haft!!!
Ich bin total geruchsempfindlich. Beim lesen habe ich sofort eine Gänsehaut bekommen weil sich meine Phantasie und meine Geruchserinnerungen einen üblen Streich mit mir erlauben. Ich kann es nur nochmal sagen: e-kel-haft!
Ich habe eine Kollegin auf Arbeit, die von Deo, täglichem Waschen und regelmässigem wechseln der Kleidung nichts gehört hat. In der Hinsicht warst Du dann in einer etwas besseren Situation. Du konntest ohne grosse Konsequenzen dem Stinker sagen was Sache ist. Wenn man dann mit einer Arbeitskollegin etwas länger auskommen muss kann man ihr nicht zu ihrem fabelhaften Gestank gratulieren und am nächsten Tag so tun als ob nichts wäre. Leider!
Bei mir hat sich während des Lesens körperlich nichts getan, aber den Mut zur Wahrheit find ich gut; wobei ich’s wahrscheinlich nicht so direkt formuliert hätte, eher durch die Blume. Bin da etwas zu diplomatisch veranlagt…
Ja, mein Lieber, man kann sich die Kunden nicht aussuchen. Würde er sich immer waschen, stylen und sich ein sexy Outfit geben, hätte er es als Kunde bei Dir sicherlich leichter. Vielleicht klappt das dann besser mit der Spraydose und viel Spasss.Kannst ihn ja mal darauf ansprechen, lach.
Haha, das kommt mir doch bekannt vor!
Ich arbeite an ner Tanke… da kommt sowas auch als mal vor. Und einmal war ich zu fix mit dem (Orangen-)Raumspray. KOmmentar des Kunden „Haha, habense n neues Parfüm?“ -“ äääh… hhähäähähä, jaaaa klaaaar! *hust*röchel*“
Oh Mann, so einen hab ich in meiner Klasse… Meine Freundin hat mal eine Wette verloren und musste ihm im Namen der Klasse sagen, er solle doch bitte ein Deo benutzen… Darauf hat er geantwortet, das er sich zu so etwas gar nicht durchringen kann.
Mir würde es ja schon reichen, wenn er sich waschen würde.
Wow … °_°
Ich hab in den ..hm … letzten .. 4 Tagen nicht so sehr gelacht wie bei diesem Artikel 😀
SpraydoseMakkaAuaInDiePopo
Der Bundesgemüseminister warnt vor dem Verzehr vor dem Verzehr von Spargel auf Natursektpartys.
Sowas kenn ich. Letztens im Bus war auch eine Frau mit Doppel-F-Titten, mindestens 50kg Übergewicht, braunem T-Shirt (was vorher EINDEUTIG einmal weiß war) und einer extremen Duftwolke zwei Reihen vor mir gesessen. Ich lief nach hinten, doch im ganzen Bus breitete sich der Gestank aus. Als ich mich dann draußen in den Mülleimer übergab, bedachten mich die anderen Fahrgäste mit Blicken von Mitleid und Mitwissen.
@Luca: Mein Beileid! ❗ 🙁
Beim Lesen kommt mir der Film „Das Parfum“ in Erinnerung. Aber da wurden nur junge Mädchen „verarbeitet“. Vielleicht ließe sich aus solchen Kunden doch ein besonderer Wohlgeruch extrahieren. Manche Rohstoffe für Düfte riechen ja unbearbeitet auch nicht besonders. 😆
Herzl. Gruß
Joachim
@ Paul S. Rocka: WoherDuWisse? 🙂
@ Joachim Hantke: Der Gedanke mit der Extrahierung gefällt mir. Besteht vielleicht die Möglichkeit, daß der Kerl in der Wolke aus einem geheimen Test-Labor für chemisch-biologische Waffen ausgebrochen ist? Das würde auch all seine Probleme erklären die ihm das Scrabblespielen so schwer machen.
Als oft geruchsbelästigter Taxi-Fahrer kenne ich mich mit solchen Problemen auch bestens aus. Das wirkliche Problem an der Sache ist meistens nicht das Brennen in den Augen – sondern eher der Geschmack auf der Zunge !
Wenn jemand stinkt dann bekommt er/sie es auf jeden Fall zu hören – natürlich in angemessenem Tonfall.
…wie der auch immer aussehen möge… 🙂
@Pitch: Schon mal jemanden vorzeitig aus dem Taxi raugelassen? 😉
Freitag – sowie Samstag Nacht in der Regel einmal pro Abend.
Da entscheidet retorisches Fingerspitzengefühl oft über den Ausgang der Situation. Du musst die ganze Nacht (besonders zwischen vier und sechs) mit Allem rechnen.
@Pitch: Zwo, Eins, Risiko… 😉
Luca, das war weder Mitleid noch Mitwissen — das war der blanke Neid!
Bin ich froh dass es (noch) kein Geruchsinternet gibt!
Ich habe einen Beruf mit sehr intensivem Kundenkontakt. Mir passierte ähnliches. Der Gast bracht Licht auf sein gutes Stück, indem er an der Pelle zog. dann kam er der grünlich bräunlich riechende Schwall, nach fauligem Fleisch riechende alte Pelle, mit weißen Krümel, leise rieselnd, – der Geruch wandelte sich in ein leichtes lila bis grün, Ihr wisst wie ich das meine. Dann schlimme ist, ich arbeite als Callgirl. Broken? Ich hätte fast gebrochen. Ich glaube, das schaffen nur ganz besondere Männer…..
Du armes, aber auch Girls haben leicht fiese Düftchen gelegentlich….