Bundeskanzlerin Angela Merkel wirbt mit einer fast drei Millionen Euro teuren Anzeigenkampagne für die Arbeit der Regierung. Die Anzeigen, die wie ein Brief an die Bürger gestaltet sind, sollen deutschlandweit in allen regionalen Tageszeitungen, in überregionalen Tageszeitungen, diversen Magazinen und im Internet erscheinen.
Sogar hier.
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Danke, liebe Mitbürgerinnen und Bürger,
Sie haben Deutschland zu dem Land gemacht, das in der weltweiten Wirtschaftskrise am meisten bezahlen konnte. Ohne die gemeinsame Anstrengung aller wäre uns das nicht gelungen. Sie haben sich trotz Sorgen und Belastungen nicht in den Selbstmord treiben lassen – und so mit ihren letzten Ersparnissen gerade noch die Kurve bekommen, was noch vor Monaten undenkbar schien.
Die Welt schaut auf unser Land und spricht von einem Wunder. Ich glaube nicht an Wunder – aber ich glaube an die Menschen in diesem Land: an Ihre Leichtgläubigkeit, Ihre Manipulierbarkeit, Ihre Resignation.
Auch wir in der Bundesregierung haben dafür gearbeitet, die Auswirkungen der Krise in Grenzen zu halten. So hat die Kurzarbeiterregelung geholfen, unwürdig bezahlte Arbeitsplätze zu sichern und unterbezahlte Fachkräfte aus dem Ausland zu halten. Die finanziellen Entlastungen für Unternehmen waren ebenfalls wirkungsvoll – für die Unternehmen.
Jetzt geht der Blick nach vorne. Vor uns liegen große Aufgaben. Die christlich-liberale Regierung packt sie entschlossen an – wie versprochen.
Erstes Versprechen: Wir sichern unsere Finanzen. Wir – die Bürger – müssen sparen, um handlungsfähig zu bleiben. Wir – die Bundesregierung – sparen zwar an vielen Stellen, aber nicht an der Zukunft. Das zeigt sich zum Beispiel an der Atomenergie, dem Stuttgarter Bahnprojekt oder der unbezahlbaren Gesundheitsreform.
Zweites Versprechen: Wir schaffen die Bildungsrepublik. Wir wollen Kindern aus Familien mit niedrigem Einkommen helfen – etwa mit einem günstigen Steuersatz für Fast Food und weniger Kitas, damit Kinder mit der Liebe ihrer Eltern aufwachsen können. Kompetente Arbeitsagenturen helfen gefährdeten Jugendlichen beim Berufseinstieg in die Kriminalität. Bund und Länder erheben weiterhin hohe Studiengebühren und schaffen somit viele neue Studienplätze. Wir helfen Studenten mit mehr Bafög – und das obwohl die Union eigentlich dagegen war.
Drittes Versprechen: Wir sichern die Energieversorgung. Sie soll – irgendwann – zuverlässig, bezahlbar und umweltfreundlich sein. Dafür haben wir als erste Regierung ein langfristiges Energiekonzept vorgelegt. Bis 2250 sollen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbarer Energie stammen – das wäre Weltrekord.
Viertes Versprechen: Wir gestalten die Finanzierung des Gesundheitswesens so, dass die hervorragende medizinische Versorgung in Deutschland langfristig bezahlbar bleibt: für alle Versicherten, für jedes Alter, für jeden noch so kleinen Geldbeutel – solange dieser voll ist.
Wir haben in den letzten Monaten gesehen, was wir gemeinsam erreichen können. Wenn wir diesen Gemeinsinn bewahren, liegt eine gute Zeit vor uns. Oder mit anderen Worten: Sie müssen uns nur noch knapp über zwei Jahre – bis zur nächsten Bundestagswahl – aushalten.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Angela Merkel
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Die Sache mit dem Fastfood ist auch schon wieder ein Ding…
@Zitatezitator: Über das günstige FastFood im Gegensatz zum teuren Schulessen haben wir uns auch schon ausgelassen: http://www.paramantus.net/?p=2845 Es ergibt am Ende alles einen Sinn 😉
Und, wie hoch fiel die Pauschale aus, die du für das Onlinestellen des Textes verlangt hast? 😉
@Marius: Für die Veröffentlichung des Briefes darf ich darf bei einer nächsten Demo den Polizeiwasserwerfer bedienen. Cool, oder? 😀
wie poetisch dieser Brief geschrieben ist….
und so gefühlvoll….
wir sind von Gott gesegnet solch eine sensible Frau als Bundeskanzlerin zu haben…
Köstlich! Eigentlich hätte ich beim Lesen Tränen lachen können, wenn nur nicht so viel bittere Wahrheit drinstecken würde. 😉
wo ist hier der flattr-button?
bo 🙂
@bogart: Flattr? Sagen Sie bloß, Sie wollten uns finanziell entlohnen? Empfehlen Sie uns einfach Ihren Freunden und Feinden weiter, das ist uns Entlohnung genug 🙂 Denn ein Flattr-Button gibt es hier (noch) nicht…