Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen ist ein oft angesprochenes Thema. Leider immer nur ein befristetes. Wenn sich z.B. mal wieder ein Minderjähriger ins Koma getrunken hat, gibt es eine 2 bis 3 Wochen andauernde Medien-Debatte, in der Politiker, Eltern, Jugendliche, Lehrer und Pädagogen, Psychologen, sogar Gastwirte und Ladenbesitzer und natürlich irgendwelche „Experten“ ihre Meinungen zum Besten geben… Im Endeffekt passiert aber nichts. Irgendwann verschwindet das Thema in den Untergrund, das Problem bleibt jedoch bestehen…
Worauf will ich hinaus? Lösungsvorschläge? Nicht ganz.
Viel mehr möchte ich hier auf das öffentliche Bild der Beziehung zw. Jugendlichen und Alkohol eingehen, wobei ich als Vergleichsbeispiel ein weiteres Jugend-Tabu dazuhole: Die Pornographie.
Alkohol ist für Minderjährige verboten und das aus gutem Grund. Trotzdem trinken viele bis zur Bewusstlosigkeit und dann gehen Politiker und Medien auf die Barrikaden. Nur unternimmt man irrwitzigerweise nichts um den Jugendlichen das Herankommen an Alkohol zu erschweren.
Wie das ginge? Z.B. mit horrenden Strafen für Ladenbesitzer, die Jugendlichen Alkohol verkaufen. Dies würde automatisch mehr Kontrollen zur Folge haben. Selbstverständlich kann man an dieser Stelle das altbackene Gegenargument anbringen, dass Jugendliche dann eben einfach einen volljährigen Freund oder Bekannten den Alkohol kaufen lassen. Trotzdem: Man müsste erstmal einen volljährigen Freund oder Bekannten auftreiben. Klingt nicht nach einer großen Sache, doch mit solchen strikteren Kontrollen legt man Jugendlichen einen weiteren Stein in den Weg – und das ist doch im Grunde der Sinn der Sache.
Die hohen Strafen sollten jedoch nicht nur für Ladenbesitzer bzw. -Verkäufer und Wirte gelten, sondern für jeden Erwachsenen, der Jugendlichen den Zugang zu alkoholischen Getränken gewährt. So könnte sich der volljährige Freund vielleicht zwei mal überlegen ob er in Kauf nimmt sich strafbar zu machen und eine hohe Strafe zu riskieren, wenn er seinen Kinder-Kumpels Alkohol besorgt.
Und hier sind wir dann endlich beim Pornographie-Vergleich angekommen:
Auf DVDs und Zeitschriften dieses „Genres“ findet sich der Hinweis, dass das betreffende Medium Jugendlichen weder angeboten, gezeigt, verkauft oder noch sonst irgendwie zugänglich gemacht werden darf. Händler und Verkäufer in entsprechenden Shops achten sehr genau darauf, dass minderjährig erscheinende Jugendliche ihren Ausweis vorzeigen. Warum? Weil sie wissen, dass ihnen die Hölle heiß gemacht werden kann, wenn Minderjährige sich in ihrem Ladengeschäft aufhalten. Sowas ist eben nicht billig.
Ich weiß das, weil ich am Wochenende nebenberuflich in solch einem Geschäft arbeite. Dazu möchte ich in diesem Zusammenhang auch eine kleine Anekdote zum Besten geben:
Einmal kamen einige junge Menschen in den Laden herein (die ich nicht nach ihren Ausweisen gefragt habe, weil sie in meinen Augen auf keinen Fall minderjährig aussahen) als auch ein älterer Herr sich dort umschaute. Plötzlich fragt mich dieser Herr warum ich denn nicht die Ausweise kontrolliert hätte, es könne doch nicht sein, dass hier vielleicht Minderjährige reinkommen.
Darauf antwortete ich mit der Gegenfrage, ob der Herr denn dasselbe gefragt hätte wenn wir hier in einem Schnapsladen wären. Seltsamerweise war die einzige Reaktion nichts weiter als ein erstauntes und/oder vewirrtes Gesicht…
Sowas zeigt mir, dass der Jugendschutz im Bezug auf Pornographie fest im Bild der Öffentlichkeit verankert ist. Da gibt es nichts daran zu rütteln und jeder weiß das. Aber bei Alkohol? Man spricht zwar darüber, doch verankert ist da nichts. Alkohol sollte zwar nicht von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden, jedoch allzu wichtig ist das anscheinend nun auch wieder nicht. Aber wehe ein Minderjähriger betritt ein Erotik-Geschäft – um Himmels Willen!
Warum kann nicht auch auf der Wodka-Flasche derselbe Hinweis wie auf der Porno-DVD stehen?
Diese Flasche bzw. deren Inhalt darf Jugendlichen unter 18 Jahren weder angeboten, verkauft noch sonst irgendwie zugänglich gemacht werden!
Es wäre zumindest mal ein erster Schritt um wenigstens in den Köpfen der Menschen den Schalter umzulegen, dass Alkohol für Jugendliche was schlechtes darstellt. Damit der ältere Herr aus dem Erotik-Shop in Zukunft auch in Getränkemärkten nach Ausweiskontrollen fragt.
Ich weiß, die Reaktion kommt ein wenig spät, dennoch!
Toll, hier sollte eigentlich ein „Daumen-hoch-Smilie“ stehen! 😥
Das geht doch auch ohne Smiley… 😎 Danke…
darf ich dann mal fragen, was du hauptberuflich machst? 🙂 und [vorsorglich] falls ja: was machst du hauptberuflich?
@rebhuhn: Hauptberuflich bin ich (noch) Student… 😉 Mehr Details verrate ich nicht… 😛
die firma dankt 🙂
Wohl gemerkt… Sex haben darf man schon mit 14. Trinken erst mit 16 bzw 18.
Sollte man auch mal drüber nachdenken…
Ersteinmal entschulding, dass der Post so spät noch kommt, trotzdem juckt es mich beim Lesesn dieses Artikels in den Fingern, da auch mal meine Einschätzung zu teilen.
Primär muss meiner Ansicht nach der Unterschied zwischen Pornographie und Alkoholkonsum aufgezeigt werden. So ist Pornographie immer noch in bestimmtem Umfang ein „Tabu“ Thema – es ist etwas schmutziges – ganz im Gegensatz zum Alkoholkonsum. Auf Grund der festen Verankerung des Alkohols in der deutschen Gesellschaft (ich möchte mich da nicht ausnehmen) wird Minderjährigen schon früh die Idee nahegelegt, dass das Bierchen am Abend etwas ganz normales ist.
Dazu ein Beispiel: Ich habe eine lange Zeit beim DLRG gearbeitet, schon deutlich bevor ich 16 war mit einigen Modulen zur Fortbildung zum Wasserretter begonnen. Mit den „Kollegen“ traf man sich öfter Abends und es gab immer für die Älteren ein „Feierabendbier“. Mit 14 bekam ich dann einmal einen Wisch in die Hand gedrückt, auf dem meine Eltern unterschreiben sollten, dass der Verein mir Zugang zu alkoholoischen Getränken im Rahmen des Feierabendbiers verschaffen dürfte. Kann das sein? Gibt es für das Ausschenken Alkohols an Minderjährige eine so einfache Legitimation?
An genau diesen Punkt muss gearbeitet werden. Die Einstellung, die da hinter steht schafft den Anfang für frühen, exzessiven Alkoholkonsum. Nicht das eine Feierabendbier ist hier das Problem, Problem ist – ich möchte es noch einmal sagen – die „Alkoholkultur“, die dadurch den Kindern vorgelebt wird. Es bleibt nicht mehr bei dem einen Bier – das Gefühl des Rausches, dass bei Minderjährigen definitiv schon nach einem Bier auftritt, erscheint „cool“ und unter Gleichaltrigen dadurch erstrebenswert. Wie sich der Kreis schließt muss glaube ich hier nicht weiter dargestellt werden.
Nun bleibt der RÜckschluss auf die Pornos – damit der Kern meiner Aussage. Pornographie ist ein Tabuthema – genau zu diesem Punkt muss Alkoholkonsum gebracht werden. Ich Unterstütze den Autor vollkommen in seiner Einschätzung. Ähnlich wie in den USA, wo sich auf Grund der horrenden Strafen jeder, der minderjährig ist und trinkt, wie ein Schwerverbrecher fühlt (und auch wie einer behandelt wird!), und jeder der an minderjährige Alkohol ausschenkt drastische Strafen zu erwarten hat, sollte auch in Deutschland das Bewusstsein für unerlaubten Alkoholkonsum geschärft werden und das Alter und die Strafen drastisch angehoben werden. Nicht um „mal wieder“ alles zu limitieren, sondern um ein Zeichen zu setzen. Die Auswirkungen des Alkoholkonsums sind nicht deutlich zu unterscheiden von denen, die andere Drogen hervorrufen!
Nur einige Anmerkungen für mögliche Kritiker dieses Posts:
1) Wollten Sie, dass Ihr Kind Alkohol konsumiert/ würden Sie ihrem Kind wünschen, später überhaupt Alkohol konsumieren, wenn Alkohol nicht in diesem Umfang in der Gesellschaft etabliert wäre?
2) Ist es nicht den Fall in der Alkoholwirtschaft wert, dass es jedes Jahr dadurch weniger Alkoholleichen geben wird? Und ja, eine positive Entqicklung wird sich abzeichen durch ein erhöhtes Alter! Nicht nur wird beim Androhen von drastischen Strafen die Hemmschwelle hochgesetzt, auch muss parallel die Aufklärung über die Auswirkungen von Alkoholkonsum aufgezeigt werden.
3) Hat es etwas mit prüde oder bürokratisch zu tun, wenn Minderjährige geschützt werden? Nein – im Gegenteil: Das schützen von Miderjährigen ist wünschenswert im Vergleich zu noch drastischeren Geschwindigkeitsbegrenzungen z.B., die einen Diebstahlt wie ein Nichts gegenüber eines zu schnellem Einfahrens in eine Bausstelle darstehen lassen!
Mit freundlcien Grüßen
@glr: Danke für diese sehr ausführliche Meinung! 🙂